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Teilüberdachung Autobahn A2

7. März 2022 – Vor 50 Jahren wurde die Autobahn A2 mitten durch Emmer Wohnquartiere gebaut. Emmen wehrte sich – Erfolglos. Es war schweizweit der erste Widerstand gegen eine Autobahn. Die Mitte Emmen schart nun den ganzen Emmer Einwohnerrat hinter eine gemeinsame Idee. Die historische „Schandtat“ muss beseitigt werden! Mittels gemeinsamem Vorstoss verlangen alle Fraktionschefinnen und –chefs im Namen ihrer Fraktionen, die Teilüberdachung der Autobahn A2, die Aufhebung der Trennwirkung und somit die Reparatur des Emmer Ortsbilds. Dazu verlangen sie analog zum Beispiel Kriens eine vom Bypass losgelöste Testplanung von ASTRA, Kanton und Gemeinde Emmen.

I. Ausgangslage

I.I Historischer Kontext

Seit nunmehr 50 Jahren zerschneidet die Autobahn A2 die Gemeinde Emmen. Dazu erschien in der Luzerner Zeitung vom 29.12.2021 unter dem Titel „4,5 Kilometer Nationalstrasse und der erste Widerstand gegen eine Autobahn im Wohngebiet“, ein spannender Artikel. Einige Passagen im Artikel sind durchaus bemerkenswert. Mehrfach zitiert wird die Historikerin Beatrice Schumacher, die ein Buch zur Emmer Geschichte verfasste. Sie schreibt: „In Emmen gab es heftigen Widerstand – nicht gegen die Autobahn an sich, sondern gegen deren Linienführung. Der Protest aus Emmen zählt […] landesweit zu den ersten Oppositionsbewegungen beim Bau von Autobahnen.“ oder „In Emmen wurde die von den kommunalen, kantonalen und nationalen Behörden bevorzugte Variante Ost abgelehnt, weil sie das Gemeindegebiet trenne, Kulturland und Grünzonen zerstöre und zusätzlich zu den Flugzeugen Lärm verursache. Die Behörden hatten ihre Meinung jedoch schon gemacht, die Variante Ost war gesetzt. Noch 1964 wehrten sich Einwohnerräte und Quartiervereine dagegen und beantragten beim Bundesrat eine Wiedererwägung – vergebens. 1967 begannen die Bauarbeiten der A2 in Emmen.“

Wir haben bei der Recherche zu diesem Postulat das Gespräch mit Zeitzeugen gesucht. Mehrfach wurde uns berichtet, dass die Autobahn einfach durch Wohnsiedlungen gebaut wurde und Wohnhäuser abgerissen wurden.

Stört man sich an einer Autobahn, bekommt man oft die lapidare Aussage zu hören. Man hätte halt nicht so nah an die Autobahn bauen sollen. Die war zuerst da. Im Fall der Gemeinde Emmen ist das klar falsch. Die Autobahn wurde durch und an bestehende Wohnquartiere gebaut.

I.II Städtebauliches Gesamtkonzept

Die Richtschnur für die weitere Entwicklung der Gemeinde Emmen ist das städtebauliche Gesamtkonzept. Dies wurde im Dezember 2019 vom Einwohnerrat zustimmend zur Kenntnis genommen. Darin findet man unter der Rubrik „Analyse, Ausgangslage“ folgende Aussage: „Die Positionierung von Emmen in der Region bildet die Grundlage für die Rolle der Gemeinde als Wohn- und Erwerbsort. Emmen ist als Schnittstelle und Ankunftsort zentral gelegen und ist Hauptzugang zur Region im Norden (Bahn und Autobahn nach Basel, Bern und Zürich). Die Verkehrslage gilt heute aber als Problem. Emmen leidet unter der Trennwirkung der Verkehrsinfrastruktur und den Immissionen. Durch die fehlende Abstimmung zwischen Mobilität und Städtebau ist der Verkehr in Emmen heute nicht unterstützender, sondern limitierender Faktor der qualitativen Entwicklung.“
Spannend ist auch folgender Handlungssatz: „Die strategische Position der Gemeinde soll viel stärker für eine qualitative Ortsentwicklung genutzt werden.“

Im Rahmen der Ratsdiskussion gab es diverse kleinere und grössere Anträge auf Bemerkung. Einer davon, welcher der Rat mit grosser Mehrheit überwies, betrifft die Autobahn A2. Dieser lautet wie folgt: „Die Gemeinde setzt sich für Massnahmen ein, damit die Trennwirkung der A2 (v.a. im Bereich zwischen Hammer-Kreisel und dem Chörbli) abgeschwächt werden kann. Insbesondere bei baulichen Massnahmen bei der Brücke, bei der Ausfahrt Emmen Nord muss die Trennwirkung gemildert werden.“

I.III Stadtreparatur Kriens

Am 15. Dezember 2021 wurde darüber informiert, dass das Bundesamt für Strassen (ASTRA), der Kanton Luzern, die Stadt Kriens und der regionale Entwicklungsträger Luzern Plus eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet haben. Das gemeinsame Ziel lautet, den Autobahnabschnitt zwischen dem Bypass-Tunnelportal beim Grosshof und dem Tunnel Schlund soll Zitat: „siedlungsverträglicher ausgestaltet und so die Attraktivität des Lebens- Arbeitsraums Luzern Süd gesteigert werden.“ Sprich die Autobahn soll in diesem Abschnitt überdacht werden. Dazu wird eine Testplanung vorgenommen.

I.IV Ausgleichsmassnahmen für Emmen

Am 30. Juni 2020 überwies der Emmer Einwohnerrat ein dringliches Postulat mit welchem er Ausgleichsmassnahmen für die Emmer Bevölkerung einfordert, welche durch den Bau des Bypass stark belastet wird. Eine mögliche Idee war schon damals, eine Überdachung der Autobahn A2 zwischen dem Anschluss Emmen Nord und der Brücke über die Rüeggisingerstrasse. Der Gemeinderat war bereit das Postulat entgegenzunehmen. Die Überdachung ist jedoch kein Bestandteil der Einsprache da das ASTRA den Bauperimeter verkleinert hat und der nun in Frage kommende Autobahnabschnitt nicht mehr zum Bypass-Projekt gehört. In seiner Beantwortung zeigte sich der Gemeinderat enttäuscht über die Zitat: „unwesentliche Verbesserung der Verkehrsbelastung“ und kritisierte auch fehlende flankierende Massnahmen.

II. Forderung

II.I Absichtserklärung und Testplanung – Teileinhausung Autobahn A2

Die Gemeinde Emmen fordert und unterzeichnet analog der Stadt Kriens, mit dem ASTRA, dem Kanton Luzern und dem regionalen Entwicklungsträger Luzern Plus eine Absichtserklärung. Ziel dieser Absichtserklärung und der damit verbundenen Testplanung ist: Die teilende Wirkung der Autobahn A2 durch die Gemeinde Emmen wird stark reduziert und siedlungsverträglicher gestaltet. Dazu wird ein namhafter Teil (zwischen Anfang Riffig-Wald und der Brücke über die Rüeggisingerstrasse) überdacht.

III. Begründung

III.I Attraktive Nord-Süd-Veloroute auf dem Dach der Autobahn

Mit einem Antrag schrieb der Einwohnerrat folgende Bemerkung ins städtebauliche Gesamtkonzept: Er fordert eine attraktive, schnelle Veloroute Nord-Südverbindung abseits der Gerliswilstrasse. Für diese Route eignet sich das geforderte Dach auf der Autobahn A2. Mit einer Rampe beim Mooshüsli können nicht nur die Sportanlagen ideal erschlossen werden, sondern auch mit einem direkten Trasse, welches östlich parallel zur Autobahn verläuft, eine Verbindung zum neuen Dammweg an der Reuss hergestellt werden. Diese Veloroute soll ebenfalls Bestandteil der Testplanung sein.

III.II Wildbrücke im Gebiet Riffig-Wald

Die Autobahn, die Bahnstrecke so wie die Kantonsstrasse K13, führen quer durch den Riffig-Wald. Oberhalb des Chörblis verläuft die Kantonsstrasse nah an der Autobahn A2, welche dort die Bahnstrecke Luzern-Olten. An dieser Stelle können mit einer Wildbrücke gleich alle drei Verkehrsstränge überquert werden. Ein ökologisch wichtiges, teils gar unter Schutz gestelltes Gebiet kann so verbunden werden und der Wildwechsel vereinfacht werden. Mit einem grossen Nutzen für die Biodiversität.

III.III Optimierung Lärmschutz / Gestaltung

Die bestehenden Lärmschutzwände zeigen punkto Lärmausbreitung eine gute Wirkung. Die Eingliederung ins Stadtbild ist jedoch sehr anspruchsvoll und die bereits bestehende Trennwirkung der Autobahn wird visuell noch verstärkt. Eine Einhausung von Teilstrecken ermöglicht mindestens eine punktuelle Aufhebung der Trennwirkung, bietet Chancen für eine integrativere Gestaltung und erhöht in diesen Bereichen den Strassenlärmschutz nochmals wesentlich. Alles in allem steigt die Lebensqualität im unmittelbaren Umfeld klar.

III.IV Energieproduktion

Grob geschätzt kann auf 50% der Dachfläche eine PV-Anlage mit einer Leistung von 4 MWp erstellt werden, was den Jahresbedarf von ca. 1000 4-Personenhaushalten deckt. Zusätzlich besteht ein grosses Potential an nicht überdachten vertikalen Flächen (Lärmschutzwände).

III.V Chance Reparatur des Emmer Ortsbildes

Die Historikerin Beatrice Schumacher kommt in ihrem Buch der Geschichte der Gemeinde Emmen zum Schluss: «Demokratie im Strassenbau war Ende der Fünfzigerjahre noch Zukunftsmusik.» Das damalige Vorgehen von Bund und Kanton ist aus heutiger Sicht inakzeptabel. Nun will der Bund zusammen mit dem Kanton am Rande der Gemeinde Emmen den Bypass bauen. Die Auswirkungen des Baus sind für Emmen massiv. Dies wurde vom Einwohnerrat Emmen bereits deutlich kritisiert; er hat Anpassungen gefordert. Gleichzeitig ist der Nutzen des Bypasses für die Gemeinde Emmen unwesentlich. Dass neben einer möglichst verträglichen Umsetzung auch Ausgleichsmassnahmen geleistet werden müssen, hat der Einwohnerrat bereits entschieden.

Es bietet sich nun die Chance, diese Ausgleichsmassnahmen mit der Reparatur des Emmer Ortsbildes zu verbinden und diese historische Schandtat teilweise zu beseitigen. Die Emmer Bevölkerung soll weniger durch den Strassenlärm geplagt sein. Die Quartiere sollen verbunden werden. Die Natur soll mehr Platz erhalten. Das Velofahren soll sicherer und attraktiver werden. Zusammengefasst: Die Einhausung der Autobahn A2 hätte für Emmen einen grossen Mehrwert.

Zudem sind wir überzeugt, dass die geforderten Massnahmen finanzier- und umsetzbar sind. Der Tunnel oder die Tunnels sind von der Länge her nicht mit dem Projekt in Kriens vergleichbar, da sie kürzer sind und nicht an einem anderen Tunnel „angehängt“ werden. Die Anforderungen und die Kosten sind dadurch tiefer, auch wenn durch zusätzliche Massnahmen wie die Umgebungsgestaltung die Trennwirkung aufgehoben werden soll. Auch hat das Projekt keine verzögernde Wirkung auf den Bypass, da es sich nicht im Perimeter befindet.

Im Namen aller Fraktionen im Emmer Einwohnerrat

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